Auer Seen from a
Woman`s Point of View
Vous Ne Risqueriez Rien – A Letter
Lynn Hoffman
Dear Gunthard:
Stimulated by Ernst von Glasersfeld, who of course knew Carl Auer well, I realized that my mother had met him when she was working for Women’s Wear fashion magazine in Paris in 1929, and he was a young man of about 30. He was a small wiry person with piercing blue eyes as she recalled (she died in 1967, so I heard this story some years ago).
My mother, who was married at the time, met him at the “vernissage” of an exhibition of a friend of hers, I think Ossip Zadkine the sculptor. She told me that she was struck by this brilliant German expatriate who was also living in Paris and was studying at the studio of Fernand Léger where my mother had previously trained. Though he was at least five years younger than she was, they began conversing, found each other attractive, and he proposed that they go to bed together. She told him she was immensely complimented, but that she was pregnant with my younger sister and pointed to her stomach. She never forgot his reply, given in very bad French: “Mais c’est mieux comme ça! Vous ne risqueriez rien!” This reduced her to helpless laughter, and they ended up not going to bed but spending a wonderful evening at the Coupole, drinking Pernod and sharing anecdotes of the wonderful Paris they had come to love.
She never met him again, but occasionally, after she returned to the U. S., she would receive letters from him. She was touched at his
devotion to “La Belle Américaine” despite his marriage to three women and his involvement with many others. Her eyes sparkled
and her voice became especially gentle whenever she remembered the conversations with him. Maybe that’s why his name got stuck in my mind.
My best love to all the Auer-Friends in Heidelberg,
Lynn Hoffman
Auer aus der
Perspektive der Frauen
Vous ne risqueriez rien – Ein Brief
Lynn Hoffman
Lieber Gunthard,
angeregt durch Ernst von Glasersfeld, der Carl Auer natürlich gut kannte, erinnerte ich mich, daß meine Mutter ihn getroffen hatte, als sie für die Modezeitschrift „Women’s Wear“ 1929 in Paris arbeitete, und er ein junger Mann von etwa 30 Jahren war. Nach ihrer Erinnerung (sie starb 1967, also hörte ich diese Geschichte vor einigen Jahren) war er klein und drahtig und hatte stechende blaue Augen.
Meine Mutter, die damals verheiratet war, traf ihn auf der Vernissage eines ihrer Freunde, ich glaube es war Ossip Zadkine, der Bildhauer. Sie erzählte mir, sie sei von diesem brillanten, im Ausland lebenden Deutschen sehr angetan gewesen. Er habe auch in Paris gewohnt und bei Fernand Léger studiert, von dem meine Mutter früher ausgebildet worden war. Obwohl er mindestens fünf Jahre jünger war als sie, fingen sie an, sich zu unterhalten. Sie fanden sich attraktiv, und er schlug vor, miteinander ins Bett zu gehen. Sie antwortete, daß sie sich ungemein geschmeichelt fühle, allerdings mit meiner jüngsten Schwester schwanger sei, und deutete dabei auf ihren Bauch. Seine in sehr schlechtem Französisch gegebene Antwort hat sie nie vergessen: „Mais c’est mieux comme ça! Vous ne risqueriez rien!“ Sie brach in schallendes Gelächter aus, was dazu führte, daß sie schließlich nicht miteinander ins Bett gingen, sondern einen wundervollen Abend zusammen im Coupole verbrachten. Sie tranken Pernod und erzählten sich Geschichten über das wundervolle Paris, das sie beide so sehr zu lieben begonnen hatten.
Sie hat ihn nie wieder gesehen, aber nachdem sie in die USA zurückgekehrt war, hat sie gelegentlich Briefe von ihm erhalten. Seine Hingabe an „La Belle Américaine“ berührte sie sehr, obwohl er mit drei Frauen verheiratet war und mit vielen anderen Beziehungen
hatte. Ihre Augen glänzten lebendig, und sie bekam eine besonders sanfte Stimme, wenn sie sich immer wieder einmal an die Gespräche mit ihm erinnerte. Wahrscheinlich blieb mir deshalb sein Name so gut im Gedächtnis.
Allen meinen Heidelberger Auer-Freunden liebe Grüße
Lynn Hoffman